Auszeichnung Zivildiener des Jahres 2022
Staatssekretärin Claudia Plakolm zeichnete die "Zivildiener des Jahres 2022" am 21. November 2022 im Rahmen einer Festveranstaltung in Wien für ihren herausragenden Einsatz während des Zivildienstes aus.
„Vielen ist gar nicht bewusst, was unsere Zivis leisten. Deshalb wollen wir auch jenen eine besondere Wertschätzung ausdrücken, die sich über das Maß ins Zeug legen“, so Plakolm.
Für die Auszeichnung "Zivildiener des Jahres 2022" konnten Zivildiener nominiert werden, die sich besonders engagiert und großartige Arbeit geleistet hatten, die Zivilcourage gezeigt hatten und beispielgebend für andere waren, sowie Zivildiener, die zum besseren Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft beigetragen hatten. Einsendeschluss war der 30. Juni 2022. Eine Jury aus Persönlichkeiten, die mit dem Zivildienst eng verbunden sind, wählte am 27. September 2022 aus den 160 Einsendungen die Preisträger aus. Alle nominierten Zivildiener erhielten eine Urkunde zugesendet. Die Landessieger und der Bundessieger wurden am 21. November 2022 in den Sofiensälen in Wien ausgezeichnet.
Der Bundessieger 2022
Der Vorarlberger Marcel Simma unterstützte während seines Zivildienstes die Bewohnerinnen, Bewohner und Tagesgäste im Seniorenheim Wolfurt. Er wurde von einer Expertenjury aus der Reihe der Landessieger zum Bundessieger gewählt. Staatssekretärin für Jugend und Zivildienst, Claudia Plakolm, zeichnete den jungen Mann am 21. November 2022 in Wien für seinen herausragenden Einsatz aus.
Die Landessieger 2022
Landessieger Burgenland
Klaus Furtner aus 7301 Deutschkreutz
Dienststelle: Franz Drescher gGmbH, Pflegezentrum Raiding (7321 Raiding)
Mit seinen jungen 20 Jahren hat Klaus Furtner sehr viele Menschen im Haus inspiriert und bewegt. Er war sehr interessiert an den Abläufen im Pflegezentrum, stets motiviert und engagiert – und man sah, dass er viel Freude an der Arbeit hatte. Schon in der Früh, wenn er Wasser im Haus austeilte, verbreitete er gute Laune.
Klaus Furtner brachte den Bewohnerinnen und Bewohnern immer ein offenes Ohr, große Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegen. Auch wenn sein Tagesablauf viele Aufgaben enthielt, nahm er sich Zeit für die älteren Menschen, ging mit ihnen im gegenüberliegenden Park spazieren oder setzte sich mit ihnen auf die Bank vor dem Pflegeheim und hörte ihnen zu.
Auch bei Geburtstagsfeiern und Festen war er immer zur Stelle, wenn in letzter Sekunde noch etwas erledigt werden musste. Außerdem entwickelte Klaus Furtner ein neues System in den Lagerräumen, wodurch die Bestellungen und Bestandskontrollen sehr viel leichter wurden.
Klaus – ein „Wödmensch“ – wie er auch genannt wurde – hat viele Menschen inspiriert und mit seiner Freude die Bewohnerinnen und Bewohner begeistert. Er hat sehr große Fußstapfen hinterlassen. Klaus Furtner nahm das Angebot, im Haus noch einige Monate weiterzuarbeiten, gerne an und war bis zum Beginn seines Studiums im Pflegeheim beschäftigt.
Landessieger Kärnten
Kevin Gauglhofer aus 9863 Rennweg am Katschberg
Dienststelle: Sozialhilfeverband Spittal an der Drau, Altenwohn- und Pflegeheim Haus Gmünd (9853 Gmünd in Kärnten)
Herrn Gauglhofers Arbeit im Haus begann morgens mit dem Austeilen des Frühstücks. Stets gut gelaunt unterstützte er die Bewohnerinnen und Bewohner bei der Zubereitung des Frühstücks, schenkte Kaffee ein und schnitt das Brot in kleine Stücke – für all jene, die dies selbst nicht mehr konnten.
Kevin hat bei jeder Bingo- und Kegelrunde mitgespielt, mit den Seniorinnen ud Senioren gebastelt, gebacken, gesungen und geturnt. Natürlich hat er auch selbst mitgeturnt und die älteren Menschen bei so manchen Übungen unterstützt. Die lustigen und erfrischenden Abwechslungen haben die Bewohner sehr genossen.
Ein Highlight war die Käseverkostung, die Kevin aus Eigeninitiative organisiert hat. Als gelernter Milchtechnologe teilte er sein Wissen über die verschiedenen Käsesorten und deren Zubereitung mit den Bewohnern. Das Interesse war sehr groß und die Käseverkostung ein voller Erfolg.
Kevin Gauglhofer hat auch ein ausgesprochen literarisches Talent: Er schreibt und zeichnet Kinderbücher. Sein Buch „Der Affe, der gern Kuchen mag“ ist auch bei den Seniorinnen und Senioren sehr gut angekommen – und sein zweites Buch „Braunbär und Weißbär“ wird demnächst erscheinen.
Landessieger Niederösterreich
Bernhard Bauer aus 2100 Korneuburg
Dienststelle: Kindergruppe Kunterbunt - Verein zur Betreuung und Förderung von Klein- und Schulkindern (2000 Stockerau)
Bernhard wusste immer, was zu tun war und hat durch sein schnelles Arbeitstempo die Pädagoginnen sehr entlastet. Er hatte alle wichtigen Termine zuverlässig im Kopf, zum Beispiel, wann Kinder in die Musikschule oder zu Freizeitaktivitäten geschickt werden mussten. Er ist ein guter Beobachter und hat den Überblick über die Gruppe gewahrt. Man konnte sich in allen Bereichen voll auf ihn verlassen.
Bernhard zeichnete sich auch durch große Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Einfühlungsvermögen aus. Egal, ob die Hasenkinder kleine oder große Wehwehchen hatten – Bernhard war für sie da und unterstützte sie dabei, Probleme selbständig zu lösen. Einem 3-jährigen ukrainischen Flüchtlingskind, das noch kein Deutsch sprach, half er wesentlich dabei, sich in die Gruppe zu integrieren.
Bernhard organisierte einen tollen Ausflug zur Burg Kreuzenstein mit einer kindgerechten Burg- und Adlerflugvorführung. Er baute mit den Kindern den größten Kapla-Turm, der jemals in der Gruppe aufgestellt wurde. Außerdem trainierte er die Kinder geduldig und liebevoll für das „kunterbunte Tierturnier“, einem jährlichen Fußballturnier, an dem 250 Kinder teilnehmen. Bernhard Bauer war immer mitten im Geschehen, er hatte von Anfang an großes Interesse an der Arbeit mit Kindern und ein gutes Gespür für ihre Bedürfnisse. Mit seinen lustigen Ideen begeisterte er die Kinder aller Alternsgruppen.
Landessieger Oberösterreich
Nicolai Commenda aus 4020 Linz
Dienststelle: Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung GmbH (4020 Linz)
Am Empfang der Zentrale – also an vorderster Front – sorgte er im Umgang mit Geflüchteten aus aller Welt für einen reibungslosen Ablauf und wurde so zu einer tragenden Stütze für das Team.
Nicolai meisterte jede stressige Situation mit Freundlichkeit, Offenheit, Ruhe, Zuversicht und mit viel Geduld. Dabei waren seine hervorragenden Englisch- und Russischkenntnisse und sein Organisationstalent eine sehr große Hilfe. Nicolai half pro-aktiv – und auch ehrenamtlich – bei der Suche nach Quartieren und sorgte für die bestmögliche Unterstützung der Geflüchteten. Darüber hinaus entwickelte er ein neues System bei der Digitalisierung von Akten, das Prozesse enorm vereinfachte.
Sätze wie „Nicolai war echt ein Goldgriff“ und „einer der besten Zivildiener in 18 Jahren“ beschreiben seinen herausragenden Einsatz. Heute ist Nicolai – zur großen Freude des Teams – bei der Volkshilfe als Mitarbeiter beschäftigt.
Landessieger Salzburg
Andre Duft aus 5072 Wals-Siezenheim
Dienststelle: akzente Salzburg - Initiativen für junge Leute! (5020 Salzburg)
Andre Duft engagierte sich besonders rund um den Jugendlandtag 2021 und bei der Entwicklung eines innovativen, jugendgerechten Partizipationsformates, das eine Beteiligung über Social Media ermöglichte. Außerdem arbeitete er bei der Entwicklung eines neuen Inventarisierungstools mit und setzte ein neues Lager- und Aktenarchivierungskonzept mit-um.
Egal ob Andre Kontakt zu Jugendlichen, zur Geschäftsleitung, zu Lehrlingen oder Praktikanten hatte - er war immer unterstützend, hilfsbereit, sehr höflich, gut gelaunt, flexibel und für alle da. Er machte sich auch Gedanken über die betriebliche Umsetzung umweltschonender Maßnahmen. Beispielsweise verwendete er für Lieferdienste das Lastenfahrrad anstelle des Busses.
Andre Duft hat mit großer Freude, Herzlichkeit und Humor das Team und die Jugendlichen unterstützt. Man konnte sich zu 100% auf ihn verlassen – kein Wunder, dass ihn der Jugendverein akzente Salzburg am liebsten gar nicht mehr gehen lassen wollte.
Landessieger Steiermark
Die Jury wählte 2 Preisträger aus, da beide gemeinsam nominiert wurden und die Jury gleichermaßen beeindruckten:
Fabian Ifkovich und Juri Heusgen, beide aus 8053 Graz
Dienststelle: Frauenhaus Graz (8010 Graz)
Fabian Ifkovich und Juri Heusgen leisteten den Zivildienst im Frauenhaus Graz, einer Gewaltschutzeinrichtung, die jährlich über 200 Frauen und Kindern Schutz, Unterkunft und Betreuung bietet. Den beiden Zivildienern ist es mit viel Feingefühl, Freude und Leichtigkeit gelungen, Kindern in einer herausfordernden Lebensphase unbeschwerte Erlebnisse und positive Erfahrungen zu ermöglichen.
Ein besonderes Anliegen war ihnen das Gewaltpräventions-Projekt „Break the Silence – Rap! Not Rape 2.0“ in Schulen ab der 7. Schulstufe. Expertinnen und Experten sowie Schülerinnen und Schüler beleuchteten dabei Texte der Rap-Musik hinsichtlich Inhalt und Aussagen. Fabian Ifkovich und Juri Heusgen brachten wertvolle Aspekte in die Workshops ein und konnten die Jugendlichen durch ihre ungezwungene und humorvolle Art begeistern.
Bei der interaktiven Ausstellung „Roadshow: Gewaltschutz on Tour“, die durch die gesamte Steiermark tourte, stellten die beiden Zivildiener ihr technisches Geschick und Organisationstalent unter Beweis.
Viele junge Männer erkennen durch den Zivildienst ihre persönlichen Fähigkeiten und Stärken im Sozial- und Gesundheitsbereich. So auch Fabian und Juri, die zur großen Freude des Teams jetzt im Frauenhaus Graz als Mitarbeiter beschäftigt sind.
Landessieger Tirol
Clemens Wurzenrainer aus 6112 Wattens
Dienststelle: W.I.R. gemeinnützige GmbH (6060 Hall in Tirol)
Clemens Wurzenrainer unterstützte Klientinnen und Klienten im Alter zwischen 40 und 70 Jahren im vollzeitbegleiteten Wohnhaus Tulfes - einer Einrichtung, die Menschen mit intellektuellen und mehrfachen Behinderungen eine umfangreiche Begleitung bietet.
Clemens war stets gut gelaunt, sehr humorvoll und äußerst geduldig – egal, ob es darum ging, defekte Rollos oder klemmende Schranktüren zu reparieren oder ein Brettspiel, Kartenspiel oder Tennismatch mit den Klientinnen und Klienten zu spielen. Er sprang sogar über seinen jugendlichen Schatten und ließ sich auf eine musikalische Reise durch die Schlagerwelt der letzten 60 Jahre ein – inzwischen dürfte Clemens schon einige dutzend Hits textsicher zum Besten geben können. In besonderer Erinnerung ist die Nikolausfeier, bei der er die Klientinnen und Klienten als Krampus beeindruckte und ihnen dadurch während der herausfordernden Zeit der Pandemie sehr viele schöne Stunden bereitete.
Da Clemens Wurzenrainer bei der Preisverleihung am 21.11.2022 in Wien nicht persönlich anwesend sein konnte, wird der Preis zu einem späteren Zeitpunkt überreicht.
Landessieger Vorarlberg und Bundessieger
Marcel Simma aus 6863 Egg
Dienststelle: Sozialdienste Wolfurt gGmbH, Seniorenheim Wolfurt (6922 Wolfurt)
Marcel Simma unterstützte die Bewohnerinnen, Bewohner und Tagesgäste im Seniorenheim Wolfurt. Die Aktivierung der Seniorinnen und Senioren war Marcel ein besonderes Anliegen: Mit seiner freundlichen und hilfsbereiten Art gelang es ihm, eine bewegungsarme Bewohnerin zum Treppensteigen und zu Spaziergängen zu motivieren. Mit einem ehemaligen Gärtner, der an Demenz erkrankt war, kaufte und pflanzte er Setzlinge in einem Hochbeet.
In der Adventzeit überreichte er als Nikolaus – mit goldenem Buch und Gesang – allen Bewohnerinnen und Bewohnern Köstlichkeiten. Und wenn es Computerprobleme gab, fand Marcel mit seinem IT-Fachwissen die Lösung. Marcel war ein gern gesehener Gesprächspartner, der auch für das leibliche Wohl der Tagesgäste sorgte, indem er Apfelstrudel und andere Köstlichkeiten gemeinsam mit den Seniorinnen und Senioren zubereitete.
In besonders schöner Erinnerung sind die vielen Ausflüge, die Marcel initiiert und geplant hat, etwa ein Besuch des Vorarlberger Landesmuseums, ein Ausflug auf den Gebhardsberg, mehrere Besuche der Wallfahrtskirche Maria Bildstein, Kaffeekränzchen im Gasthaus, Ausflüge nach Hard, Besuche verschiedenster Wochenmärkte, Spaziergänge am Bodensee, Herbst- und Winterwanderungen und die Besichtigung der Festspielbühne Bregenz. Dabei berücksichtigte Marcel nicht nur die Wünsche und Biographien der älteren Menschen, sondern auch deren physische und psychische Verfassung. Die Seniorinnen und Senioren waren von den vielfältigen Ausflügen begeistert. Ein zuvor skeptischer Senior wurde durch die von Marcel geplanten Ausflüge erst richtig von der Tagesbetreuung überzeugt.
Landessieger Wien
Stefan Savuljeskovic aus Wien
Dienststelle: Therapieinstitut Keil GmbH (1170 Wien)
Stefan Savuljeskovic unterstützte Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung im „Therapieinstitut Keil GmbH“.
Stefan - der früher semiprofessionell Fußball gespielt hat - ist es gelungen, seine Sportbegeisterung auf die Kinder zu übertragen. „Der beste Entertainer“, wie er auch genannt wurde, baute die tollsten motorischen Parcours und animierte die Kinder zu gemeinsamen Bewegungsspielen. Dies klingt einfach, ist jedoch für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung eine sehr große Herausforderung. Die Kinder fanden es super lustig, wenn sie neue Spiele entdeckten oder mit Stefan „Insider-Sprüche“ entwickelten.
Bei Geburtstagsfesten, die bei Kindern schnell zu Reizüberflutungen führen können, behielt er stets den Überblick über die Bedürfnisse der Kinder und versorgte diese gegebenenfalls mit Lärmschutzkopfhörern, bevor es zu Reizüberflutungen kam.
Stefan sah in jedem Kind etwas Besonderes, er erkannte die individuellen Interessen und förderte die Ressourcen jedes einzelnen Kindes. Mit unendlicher Geduld und Empathie bot er den Kindern Sicherheit und wurde zu einer wichtigen Bezugsperson.
Die positiven Erfahrungen während des Zivildienstes bestärkten Stefan Savuljeskovic – wie auch die Landessieger Oberösterreich und Steiermark – darin, im Sozialbereich tätig zu sein. Zur großen Freude des Teams nahm er nach dem Zivildienst eine Assistenzstelle im Therapieinstitut Keil an.