Auszeichnung Zivildiener des Jahres 2023
Staatssekretärin für Jugend und Zivildienst, Claudia Plakolm, zeichnete am 16. November 2023 die diesjährigen Zivildiener des Jahres aus. Dabei wurden zehn Ländersieger und ein Bundessieger gekürt, die in ihren Zivildiensteinrichtungen besondere Leistungen erbracht haben.
"Ohne unsere Zivildiener würde vieles in unserem Land nicht funktionieren. Knapp 14.000 Burschen leisten jedes Jahr in ihren Einrichtungen einen wichtigen Beitrag für unser Zusammenleben. Diese großartigen Leistungen heben wir mit der Auszeichnung hervor und sind stolz auf jeden Einzelnen. Denn eine starke Gesellschaft lebt davon, dass es Leute gibt, die mehr tun, als bloß ihre Pflicht", sagte die Jugendstaatssekretärin im Zuge der Preisverleihung.
Mit der Auszeichnung "Zivildiener des Jahres" werden Zivildiener geehrt, die sich besonders engagiert und großartige Arbeit geleistet haben, die Zivilcourage gezeigt haben und beispielgebend für andere sind, und Zivildiener, die durch ihren Einsatz für ein besseres Miteinander von Jung und Alt oder von Menschen verschiedenster Herkunft beeindruckt haben. Eine Jury aus Persönlichkeiten, die mit dem Zivildienst eng verbunden sind, wählte im September 2023 aus den 170 Einsendungen die Preisträger aus. Alle nominierten Zivildiener erhielten eine Urkunde zugesendet. Die Landessieger und der Bundessieger wurden am 16. November 2023 in den Sofiensälen in Wien ausgezeichnet.
Videos der Preisträger 2023
Der Bundessieger 2023
Der bundesweite Sieger kommt aus Oberösterreich: Simon Geiseder meisterte als Zivildiener beim Roten Kreuz eine Situation, in der er von einer Sekunde auf die andere die Verantwortung für ein Menschenleben trug, mit Zivilcourage und Bravour.
„Natürlich war das eine Ausnahmesituation. Aber ich habe sehr schnell einschätzen können, wie man da handelt. Wir haben das auch sehr oft trainiert, Reanimation kommen tagtäglich vor", so Geiseder.
Diese Zivilcourage in einer herausfordernden Situation hat auch die Jury beeindruckt. Als Ausdruck des Dankes und der Wertschätzung dieser herausragenden Leistung wurde Simon Geiseder zum „Zivildiener des Jahres 2023 – Bundessieger“ gekürt.
Die Landessieger 2023
Landessieger Burgenland
Marlin Milkovits leistete seinen Zivildienst im Haus Vitus der Caritas der Diözese Eisenstadt, einer Einrichtung für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf.
Marlin hatte von Anfang an ein offenes Ohr für die Anliegen der Bewohner und Tagesgäste, die ihn sehr schnell ins Herz geschlossen haben. Ob beim Fertigstellen von Werkstücken, beim Erlernen von neuen Arbeitsvorgängen oder bei Lernübungen – Marlin begleitete die Menschen stets mit großer Empathie, Freundlichkeit, Wertschätzung und mit großem Geschick. Er suchte gemeinsam mit den Bewohnern und Tagesgästen adäquate Beschäftigungsmöglichkeiten und setzte diese auch gemeinsam mit ihnen um. Gab es einen Engpass, übernahm er spontan Dienste und Botenfahrten – auch in seiner Freizeit. Und bei den externen Weihnachtsmärkten engagierte er sich ehrenamtlich.
Landessieger Kärnten
In Kärnten wurden zwei Preisträger ausgewählt, da beide gemeinsam nominiert wurden und die Jury gleichermaßen überzeugten.
Johannes Jünnemann und Paul Mitterdorfer leisteten ihren Zivildienst im Sozialhilfeverband Spittal/Drau - Altenwohn- und Pflegeheim Haus St. Laurentius. Das „Dreamteam“ – wie die beiden liebevoll bezeichnet wurden – waren immer freundlich, gut gelaunt, achtsam, flexibel, zuverlässig und voll motiviert. Sie nahmen Wesensveränderungen und Gangunsicherheiten bei den Bewohnern wahr, achteten auf Sturzrisiken und erkannten, wenn Bewohner zu wenig Flüssigkeiten zu sich genommen hatten. So trugen sie zur Sicherheit der Bewohner und zu einer hohen Betreuungsqualität bei.
Als angehender Gitarrist musizierte Johannes Jünnemann gemeinsam mit Bewohnern und Mitarbeitern – ein wahrer Ohrenschmaus für alle. Sein Repertoire reichte vom Volkslied bis zu bekannten Pop- und Jazztiteln.
Paul Mitterdorfer bereitete die Räumlichkeiten für die unterschiedlichsten Aktivierungsprogramme vor. Mit seiner freundlichen und positiven Art gelang es ihm, sogar jene Bewohner für körperliche und geistige Übungen zu begeistern, die sonst nur schwer zum Mitmachen zu motivieren waren.
Landessieger Niederösterreich
Manuel Binder leistete seinen Zivildienst im Psychosozialen Gesundheitszentrum Mödling.
Die Klienten und das Team schätzten vorallem seine ruhige, aufmerksame und hilfsbereite Art. Hervorzuheben ist auch seine Freundlichkeit und Zuverlässigkeit. Manuel war zu Beginn des Zivildienstes noch zurückhaltend – er ist mit der Zeit jedoch über sich hinausgewachsen, hat neue Kenntnisse und Fertigkeiten erlangt und wurde rasch zu einer wertvollen Bezugsperson für die Klienten.
Manuel Binder hat gezeigt, welch große Bereicherung der Zivildienst für alle Seiten sein kann – für das Team in der Einrichtung, für die betreuten Menschen und auch für ihn selbst.
Landessieger Oberösterreich und zugleich Bundessieger
Simon Geiseder leistete seinen Zivildienst beim Österreichischen Roten Kreuz, Landesverband OÖ, in der Ortsstelle Molln. Simon zeichnet insbesondere seine freundliche Ausstrahlung, umsichtige Herangehensweise und seine Zuverlässigkeit aus.
Zu Halloween, am 31. Oktober des vergangenen Jahres, wurden Simon und sein Dienstkollege, ein freiwilliger Mitarbeiter, um Mitternacht zu einem Verkehrsunfall alarmiert. Eine verletzte Autolenkerin musste aus dem Fahrzeug geborgen und über eine Böschung transportiert werden. Plötzlich brach sein Rot-Kreuz-Kamerad mitten im Rettungseinsatz mit einem Herzstillstand zusammen.
Simon leitete hinzugekommene Personen sofort zur Herzdruckmassage an, sicherte die Patientin, informierte umgehend die Leitstelle, setzte den Defibrillator ein und kümmerte sich um die Beatmung seines Dienstkollegen. Er leitete die Reanimationsmaßnahmen bis zum Eintreffen eines nachgeforderten Einsatzwagens und kümmerte sich auch um die psychische Betreuung der Patientin.
Der hinzugezogene Notarzt übernahm schließend die Reanimation. Nach einer Reanimationszeit von 40 Minuten zeigte der freiwillige Mitarbeiter wieder Lebenszeichen. Er verdankt sein Leben auch dem beherzten und professionellen Handeln von Simon Geiseder.
Landessieger Salzburg
Sebastian Meißnitzer leistete seinen Zivildienst in der Werkstätte Tamsweg der Lebenshilfe Salzburg.
Er begegnete den Klienten immer auf Augenhöhe und mit einer Wertschätzung, die das Team so noch nicht erlebt hatte. Die Klienten schätzten ihn besonders als guten Zuhörer. Durch ihn wurden nicht so gute Tage wieder zu guten Tagen.
Beim Wandertag oder bei den nationalen Special-Olympics-Sommerspielen 2022 im Burgenland gelang es Sebastian mit seiner positiven Lebenseinstellung, sogar Bewegungsmuffel zu Höchstleistungen zu motivieren, die das Team nicht glaubte, erreichen zu können. Zu einem Klienten konnte er eine so vertrauensvolle Basis aufbauen, dass dieser zu den Special-Olympics mitfahren und erstmals außerhalb seiner vertrauten Umgebung allein in einem Zimmer übernachten konnte.
Nach seinem Zivildienst bleibt Sebastian als ehrenamtlicher Helfer der Lebenshilfe Salzburg verbunden. Neben seinem Studium in Graz besucht er gerne die Werkstätte und hilft als bei Ausflügen mit.
Landessieger Steiermark
Nico Pollheimer-Stadlober leistete seinen Zivildienst in der Wohngemeinschaft Bräuergasse 1 der Diakonie de La Tour Steiermark, einer sozialpädagogischen Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche, die vorübergehend oder dauerhaft nicht bei ihren Eltern leben können.
Nico zeichnet seine fröhliche, wertschätzende und ausgeglichene Art aus. Mit seiner Hilfsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Ruhe und Geduld – auch in schwierigen Situationen – wurde er schnell zum Vorbild für die Kinder. Er konnte sie motivieren, das Mittagessen gemeinsam zuzubereiten und bei Erledigungen im Haushalt mitzuhelfen – etwa beim Wäsche waschen, Geschirrspüler ein- und ausräumen oder bei Lebensmitteleinkäufen. Dabei beeindruckte Nico auch mit der einen oder anderen Gesangseinlage.
Durch seine Mitgliedschaft beim ansässigen Musikverein konnte er einige Kinder zum Erlernen eines Musikinstruments inspirieren.
Landessieger Tirol
Elias Hochstaffl leistete seinen Zivildienst im Wohnhaus Wiesing der „W.I.R. gemeinnützigen GmbH Sozial“.
Elias war ein sehr engagierter, einfühlsamer, hilfsbereiter, verständnisvoller, humorvoller, herzlicher, rücksichtsvoller und verlässlicher Zivildiener. Und ein super Teamplayer, der durch seine Fähigkeiten sehr viel Positives im Wohnhaus bewirkte.
Er unterstützte die Bewohner bei der Freizeitgestaltung, bei Ausflügen und Spielenachmittagen, die durch ihn spürbar mehr Freude machten. Besonders die Gespräche mit Elias bereiteten den Bewohnern große Freude.
Gleich zu Beginn des Zivildienstes meisterte Elias die palliative Begleitung einer Bewohnerin. Er nahm sich Zeit, um mit ihr Fotoalben von früher durchzublättern und einfach bei ihr zu sein. Er besuchte auch einen Bewohner regelmäßig im Krankenhaus, brachte ihm Lieblingsgetränke, Süßes, usw., und versuchte, ihm in dessen letzten Lebensphase eine Freude zu bereiten.
Landessieger Vorarlberg
David Dünser unterstützte die Kinder in der Kinderbetreuungseinrichtung Spielkiste-Schlins.
David beeindruckte das Team mit seinem einfühlsamen, wertschätzenden und offenen Zugang zu den Kindern – und mit seiner Fähigkeit, Kindern die Natur näher zu bringen. Er nahm die Anliegen und Bedürfnisse der Kinder – und ihre vielen Fragen über die Welt – stets ernst und fand kindgerechte Antworten. Mit Ruhe und Geduld konnte er auch Wutanfälle von Kindern besänftigen und sie mit seinem Humor zum Lachen bringen. David erkannte Arbeiten, ohne dass ihm diese explizit übertragen werden mussten, und handelte lösungsorientiert und immer angemessen.
Aufgrund seiner positiven Erfahrungen während des Zivildienstes hat sich David Dünser dazu entschlossen, eine Ausbildung zum Kinderbetreuer und zum Waldpädagogen zu absolvieren. Heute ist er als Mitarbeiter in der „Spielkiste-Schlins“ beschäftigt und wirkt unter anderem bei der Aktualisierung des pädagogischen Konzepts der Einrichtung mit.
Landessieger Wien
Paul Weichselbaumer leistete seinen Zivildienst im VinziRast – Cortihaus.
Paul hat die Erwartungen an einen Zivildiener in vielerlei Hinsicht weit übertroffen. Innerhalb kürzester Zeit ist es ihm gelungen, zu allen Bewohnern eine angenehme Vertrauensbasis aufzubauen – und die Bewohner mit der richtigen Prise Humor zu motivieren.
Egal ob Küchengeräte, Möbel, Armaturen, Duschwände, Türe, Spinde oder Betten – wenn etwas defekt war, packte Paul an, reparierte die Dinge mit großer Lernbereitschaft oder fand andere effiziente Lösungen. Und die Küchenorganisatorin war von Pauls Arbeit höchst beeindruckt und spricht heute noch davon, welch unglaublich tolle Arbeit Paul für das Team geleistet hat.
Mit seinem beeindruckenden Engagement und seiner Professionalität – auch in seiner Freizeit – hat Paul Weichselbaumer die Hausgemeinschaft maßgeblich bereichert und wesentlich zur guten Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen beigetragen. Sein Engagement für die Notschlafstelle endete nicht mit dem Zivildienst. Auch heute noch unterstützt er das Team und die Menschen ehrenamtlich weiter.
Wir danken allen nominierten Zivildienern und den Mitarbeitenden der Einrichtungen für die großartigen Nominierungen und für die Teilnahme!