3. Umbrüche im 19. Jahrhundert

Schwarz-weiß-Foto eines Benzinautomobil des österreichischen Auto-Pioniers Siegfried Marcus
Benzinautomobil des österreichischen Auto-Pioniers Siegfried Marcus

Politische und wirtschaftliche Veränderungen im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert wurde Österreich ein moderner Staat mit einheitlicher Verwaltung, gemeinsamer Währung, einheitlichen Maßen und Gewichten, einem reformierten Schul- und Gerichtswesen und einer modernisierten Steuer- und Finanzverwaltung.

Zur gleichen Zeit entstanden die ersten modernen Industriebetriebe und ein verbessertes Verkehrsnetz. Große Bedeutung hatten vor allem die Eisen- und Stahlindustrie sowie die Textilindustrie. Mit den neuen Eisenbahnen und Dampfschiffen konnten erheblich mehr Personen und Waren transportiert werden. Und das Reisen und der Transport von Waren wurden schneller. Deswegen heißt diese Zeit auch „Industrielle Revolution “.

Viele Menschen übersiedelten damals vom Land in die Städte. Innerhalb weniger Jahrzehnte wuchs die Hauptstadt Wien von einer Stadt mit etwa 300.000 Einwohnerinnen und Einwohnern auf rund zwei Millionen. Darunter waren viele Menschen, die Tschechisch, Slowakisch, Polnisch oder Kroatisch sprachen. Es kamen auch viele jüdische Zuwanderinnen und Zuwanderer – insbesondere aus den östlichen Teilen der Monarchie.

Mit der Entwicklung der Industrie entstanden neue soziale Gruppen: Arbeiter/innen, Angestellte, Unternehmer/innen und freie Berufe, Rechtsanwälte, Notare, Journalisten und Künstler, die politische Mitsprache einforderten. Lange Zeit regierten die Habsburger jedoch als absolute Herrscher. Darunter versteht man die alleinige Herrschaft des Staatsoberhauptes ohne Mitbestimmung des Volkes. Die neuen sozialen Gruppen waren damit nicht einverstanden und wollten mehr politische Rechte.

Foto eines Gemäldes zur Illustration; Abgebildet sind Menschen, Soldaten, Reiter auf Pferden, Rauchwolken, das Burgtor und im Hintergrund der Stephansdom.
Beschuss des Burgtores und der Stadt am 31. Oktober 1848

1848 kam es schließlich zu einer politischen Revolution. Studenten, Bürger und Bauern forderten Meinungsfreiheit und Bürgerrechte. Sie verlangten eine Verfassung und Wahlen zu einem Parlament. Gesetze sollten nicht mehr vom Kaiser erlassen, sondern vom Parlament beschlossen werden.

Die Ungarn, Italiener, Tschechen und Polen kämpften aber noch für ein weiteres Ziel. Sie wollten nicht mehr Teil des Kaiserreichs Österreich sein, sondern in eigenen unabhängigen Staaten leben.

Nur für kurze Zeit war die Revolution von 1848 erfolgreich. Österreich bekam eine erste Verfassung. Ein Parlament wurde gewählt, das damals „Reichsrat“ hieß. Dieses Parlament beschloss als wichtigste Reform die Befreiung der Bauern.

Ungarn erklärte sich für unabhängig und wählte eine eigene Regierung. Doch schon 1849, ein Jahr später, wurde die Revolution in Österreich und Ungarn von Kaiser Franz Josef mit Gewalt niedergeschlagen. Das österreichische Parlament und die unabhängige Regierung in Ungarn wurden wieder aufgelöst und die Unabhängigkeitsbewegung in Italien und in anderen Städten unterdrückt. Viele Revolutionäre wurden hingerichtet oder mussten ins Ausland fliehen.

Was blieb von der Revolution 1848?

Einige wichtige Reformen blieben trotz der Niederschlagung der Revolution bestehen. Dazu gehört die Befreiung der Bauern von ihren bisherigen Grundherren. Die Bauern brauchten nun nicht mehr ohne Bezahlung für die Grundherren zu arbeiten oder einen Teil der Ernte als Grundzins abzugeben. Statt der grundherrschaftlichen Verwaltung und Gerichtsbarkeit wurde eine öffentliche eingeführt. An die Stelle der Grundherrschaften traten die Ortsgemeinden, Bezirksgerichte und öffentliche Sicherheitsorgane (Gendarmerie und Polizei).

Die Gemeinden erhielten nach 1848 demokratisch gewählte Bürgermeister und Gemeinderäte. Die Gründung von Bezirksgerichten machte es für die Bürgerinnen und Bürger leichter, ihre Rechte einzuklagen. Justiz und Verwaltung wurden getrennt. Und es wurden überall Polizei- und Gendarmerie-Einheiten zur öffentlichen Sicherheit geschaffen.

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