6. Der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg

Schwarz-weiß-Foto zur Illustration. Das Foto zeigt Hitler am Balkon der Hofburg bei seiner historischen Rede. Er blickt auf die Menschenmenge auf dem Heldenplatz.
Hitler am Balkon der Hofburg bei seiner historischen Rede. Blick über den Heldenplatz mit der Menschenmenge am 15. März 1938

„Anschluss“ an „Hitler-Deutschland“

Im März 1938 marschierten deutsche Soldaten in Österreich ein. Österreich wurde zu einem Teil des Deutschen Reiches erklärt. Im April 1938 fand dazu nachträglich eine Volksabstimmung statt. Bei dieser nicht freien Abstimmung wurde ein für Diktaturen typisches Ergebnis von 99,7 Prozent Zustimmung für den „Anschluss“ an Deutschland erzielt.

Es gab damals auch sehr viele Befürworter/innen des „Anschlusses“ an Deutschland. Teils aus nationalsozialistischer Überzeugung, teils aus Erwartung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung und ein Ende der hohen Arbeitslosigkeit, teils unter der Macht der massiven Propaganda. Die Volksabstimmung war aber weder frei noch fair. Wer gegen den „Anschluss" war, musste mit Verfolgung durch die Nationalsozialisten rechnen.

Nach dem „Anschluss" kam es zur Enteignung, Verfolgung und Ermordung ganzer Bevölkerungsgruppen. Dazu gehörten Angehörige der Juden, Roma und Sinti, der slowenischen und der tschechischen Minderheit, Priester, Nonnen und sonstige Angehörige der christlichen Kirchen, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung und politische Gegner und Gegnerinnen des Nationalsozialismus.

Von den etwa 200.000 österreichischen Jüdinnen und Juden mussten oder konnten etwa 120.000 fliehen. Etwa 70.000 österreichische Jüdinnen und Juden und circa 10.000 österreichische Roma und Sinti wurden in Konzentrationslager verschleppt und dort ermordet. Das größte Konzentrationslager in Österreich war Mauthausen (Oberösterreich). Dort wurden von 1938 bis 1945 insgesamt etwa 100.000 Menschen getötet.

Mehr als eine Million Menschen aus anderen Ländern wurden während des Krieges gezwungen, auf dem Gebiet des heutigen Österreich zu arbeiten: Zivilarbeiterinnen und Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge aus Konzentrationslagern.

Den Namen „Österreich“ gab es während des Nationalsozialismus nicht. Der Staat war Teil von „Hitler-Deutschland“. Das Land hieß nun „Ostmark“, und Ober- und Niederösterreich wurden zu Oberdonau und Niederdonau. Viele Menschen unterstützten den Nationalsozialismus. Fast 700.000 der etwa sieben Millionen Österreicherinnen und Österreicher traten der Nationalsozialistischen Partei (NSDAP) bei. Manche waren aktive Täterinnen und Täter, viele waren Mitläuferinnen und Mitläufer.

Es gab aber auch aktiven Widerstand. Zehntausende Österreicher/innen kämpften zwischen 1940 und 1945 in der britischen, der amerikanischen und der sowjetischen Armee oder waren im Land an Widerstandsgruppen gegen das NS-Regime beteiligt. Rund 2.700 Österreicherinnen und Österreicher wurden als Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer hingerichtet.

Schwarz-weiß-Bild zur Illustration. Das Bild zeigt zwei Männer bei Löscharbeiten an einem schwergetroffenen Wohnhaus, 8. Oktober 1944
Bombenschaden, 8. Oktober 1944

Der Zweite Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg begann mit dem Überfall Deutschlands auf Polen im September 1939. Bis 1941 eroberte und besetzte Deutschland große Teile Europas. Nach 1942 kam es zur Wende im Krieg: Die deutsche Armee wurde Anfang 1943 bei Stalingrad in der damaligen Sowjetunion (heute: Russland) schwer geschlagen.

Im Sommer 1944 (ab dem sogenannten „D-Day“ am 6. Juni 1944) landeten britische und amerikanische Soldaten in Frankreich und erreichten bald die deutsche Grenze. Ende März 1945 erreichten sowjetische Truppen die Grenze im Burgenland. Wien wurde im April 1945 von sowjetischen Truppen erobert und vom Nationalsozialismus befreit.

Am 8. Mai 1945 kapitulierte Deutschland. In Europa war damit der Zweite Weltkrieg zu Ende. Während des Zweiten Weltkrieges hatten etwa 1,2 Millionen österreichische Soldaten in der deutschen Armee (= Wehrmacht) gekämpft, etwa 247.000 waren gefallen, fast 490.000 waren in Kriegsgefangenschaft geraten, viele hatten dauernde Verwundungen erlitten.

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